Johann Sebastian Bach

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BWV 102
Titel Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben!
Komponiert 25. August 1726; Leipzig
Besetzung

Vierstimmiger gemischter Chor
Alt solo
Tenor solo
Bass solo
Traversflöte solo
Oboe I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo

Sätze Chor: Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben!
Rezitativ (Bass): Wo ist das Ebenbild
Arie (Alt): Weh der Seele
Arioso (Bass): Verachtest du den Reichtum deiner Gnade
Arie (Tenor): Erschrecke doch
Rezitativ (Alt): Beim Warten ist Gefahr
Choral: Heut lebst du
Kategorie Geistliche Kantate
Kirchenjahr 10. Sonntag nach Trinitatis
Autor des Textes Unbekannt
Text
Chor:
Sopran, Alt, Tenor, Bass
Oboe I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo


Rezitativ:
Bass solo
Basso continuo






Arie:
Alt solo
Oboe
Basso continuo




Arioso:
Bass solo
Violine I + II
Viola
Basso continuo




Arie:
Tenor solo
Traversflöte solo
Basso continuo




Rezitativ:
Alt solo
Oboe I + II
Basso continuo





Choral:
Sopran, Alt, Tenor, Bass
Traversflöte
Oboe I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo

1. Teil
Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben!
Du schlägest sie, aber sie fühlen's nicht; du plagest sie, aber sie bessern sich nicht.
Sie haben ein härter Angesicht denn ein Fels und wollen sich nicht bekehren.



Wo ist das Ebenbild, das Gott uns eingepräget,
Wenn der verkehrte Will sich ihm zuwiderleget?
Wo ist die Kraft von seinem Wort,
Wenn alle Besserung weicht aus dem Herzen fort?
Der Höchste suchet uns durch Sanftmut zwar zu zähmen,
Ob der verirrte Geist sich wollte noch bequemen;
Doch, fährt er fort in dem verstockten Sinn,
So gibt er ihn in's Herzens Dünkel hin.

Weh der Seele, die den Schaden
Nicht mehr kennt
Und, die Straf auf sich zu laden,
Störrig rennt,
Ja von ihres Gottes Gnaden
Selbst sich trennt.

Verachtest du den Reichtum seiner Gnade, Geduld und Langmütigkeit?
Weissest du nicht, dass dich Gottes Güte zur Busse locket?
Du aber nach deinem verstockten und unbussfertigen Herzen häufest dir selbst den
Zorn auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes.

2. Teil

Erschrecke doch,
Du allzu sichre Seele!
Denk, was dich würdig zähle
Der Sünden Joch.
Die Gotteslangmut geht auf einem Fuss von Blei,
Damit der Zorn hernach dir desto schwerer sei.

Beim Warten ist Gefahr;
Willst du die Zeit verlieren?
Der Gott, der ehmals gnädig war,
Kann leichtlich dich vor seinen Richtstuhl führen.
Wo bleibt sodann die Buss? Es ist ein Augenblick,
Der Zeit und Ewigkeit, der Leib und Seele scheidet;
Verblendter Sinn, ach kehre doch zurück,
Dass dich dieselbe Stund nicht ende unbereitet!

Heut lebst du, heut bekehre dich,
Eh morgen kommt, kann's ändern sich;
Wer heut ist frisch, gesund und rot,
Ist morgen krank, ja wohl gar tot.
So du nun stirbest ohne Buss,
Dein Leib und Seel dort brennen muss.

Hilf, o Herr Jesu, hilf du mir,
Dass ich noch heute komm zu dir
Und Busse tu den Augenblick,
Eh mich der schnelle Tod hinrück,
Auf dass ich heut und jederzeit
Zu meiner Heimfahrt sei bereit.

Epistel

1. Korinther 12: 1-11

Evangelium

Lukas 19: 41-48

Bibeltext Jeremia 5:3; Römer 2:4-5;
Handschriften Singakademie, Berlin; Nachlass C.Ph.E. Bach

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