Johann Sebastian Bach

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BWV 210a
Titel O angenehme Melodei
Komponiert 1738-1740, Leipzig
Besetzung

Unbekannt

Sätze Rezitativ (Sopran): O angenehme Melodei
Arie (Sopran): Spielet ihr beseelten Lieder
Rezitativ (Sopran): Ihr Sorgen, flieht, flieht
Arie (Sopran): Ruhet hie, matte Sinne
Rezitativ (Sopran): Wie wohl, beliebte Musica
Arie (Sopran): Schweigt, ihr Flöten
Rezitativ (Sopran): Doch fasse dich, dein Glanz ist noch nicht ganz verschwunden
Arie (Sopran): Grosser Flemming, alles Wissen
Rezitativ (Sopran):Erleuchtet Haupt, so bleibe ferner weit
Arie (Sopran): Sei vergnügt
Kategorie Weltliche Kantate
Kirchenjahr Huldigungskantate für den Grafen Joachim Friedrich von Flemming
Autor des Textes Unbekannt
Text
Rezitativ:
Sopran solo








Arie:
Sopran solo





Rezitativ:
Sopran solo










Arie:
Sopran solo





Rezitativ:
Sopran solo








Arie:
Sopran solo



Rezitativ:
Sopran solo










Arie:
Sopran solo





Rezitativ:
Sopran solo









Arie:
Sopran solo


O angenehme Melodei!
Kein Anmut, kein Vergnügen
Kommt deiner süssen Zauberei
Und deinen Zärtlichkeiten bei.
Die Wissenschaften andrer Künste
Sind irdnen Witzes kluge Dünste:
Du aber bist allein
Vom Himmel zu uns abgestiegen,
So musst du auch recht himmlisch sein.

Spielet, ihr beseelten Lieder,
Werfet die entzückte Brust
In die Ohnmacht sanfte nieder;
Aber durch der Saiten Lust
Stärket und erholt sie wieder.

Ihr Sorgen, flieht,
Flieht, ihr betrübten Kümmernisse!
Ein singend Lied
Macht herbes Grämen süsse,
Ein kleiner Ton tut Wunderwerke
Und hat noch mehr als Simsons Stärke,
Weil er,
Wenn Schwermut oder Bangigkeit
Wie ein Philisterheer
Sich wider unsre Ruh erregt,
Die Qual zerstreut und aus dem Sinne schlägt.

Ruhet hie, matte Sinne,
Matte Sinne, ruhet hie!
Eine zarte Harmonie
Ist vor das verborgne Weh
Die bewährte Panazee.

Wiewohl, beliebte Musica,
So angenehm dein Spiel
So vielen Ohren ist,
So bist du doch betrübt und stehest in Gedanken da.
Denn es sind ihr' viel,
Denen du verächtlich bist;
Mich deucht, ich höre deine Klagen
Selbst also sagen:

Schweigt, ihr Flöten, schweigt, ihr Töne,
Klingt ihr mir doch selbst nicht schöne;
Geht, ihr armen Lieder, hin,
Weil ich so verlassen bin!

Doch fasse dich, dein Glanz
Ist noch nicht ganz
Verschwunden und im Bann getan!
Ja, wenn es möglich wär,
Dass dich die ganze Welt verliesse
Und deine Lieblichkeit verstiesse,
So komm zu deinem teuren Flemming
In seinem Schirm und Schatten her.
Er weiss allein,
Wie Wissenschaft und Kunst zu schätzen müsse sein.

Grosser Flemming, alles Wissen
Findet Schutz bei deinen Füssen,
Du stehest denen Künsten bei.
Aber unter denen allen
Liebt dein gnädiges Gefallen
Ein' angenehme Melodei.

Erleuchtet Haupt, so bleibe fernerweit
Der edlen Harmonie mit deinem Schutz geneigt!
Solange sie noch Kinder schöner Stimmen zeiget,
So wird sie alle Zeit
Dein Lob und deinen Ruhm besingen;
Und, wenn es ihr erlaubt,
Vor dein beständig Blühn
Sich itzt bemühn,
Ein wünschend Opfer vorzubringen.

Sei vergnügt, grosser Flemming,
Grosser Flemming, sei vergnügt!
Dein gräfliches Haus
Vermehre den Schimmer und breite sich aus,
Bis selber das Glänzen der Sonne verfliegt.

Handschriften Bibliotheka Jagliellonenska; Krakau

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