Johann Sebastian Bach

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BWV 186
Titel Ärgre dich, o Seele, nicht
Komponiert 11. Juli 1723, Leipzig
Besetzung

Vierstimmiger gemischter Chor
Sopran solo
Alt solo
Tenor solo
Bass solo

Oboe I + II
Taille
Violine I + II
Viola
Fagott
Basso continuo

Sätze Chor: Ärgre dich, o Seele, nicht
Rezitativ (Bass): Der Knechtsgestalt, die Not, der Mangel
Arie (Bass): Bist du, der mir helfen soll
Rezitativ (Tenor): Ach, dass ein Christ so sehr
Arie: (Tenor): Mein Heiland lässt sich merken
Choral: Ob sichs anliess, als wollt er nicht
Rezitativ (Bass): Es ist die Welt der grossen Wüstenei
Arie (Sopran): Die Armen will der Herr unarmen
Rezitativ (Alt): Nun mag die Welt mit ihrer Lust
Arie (Duett, Sopran, Alt): Lass, Seele, kein Leiden
Choral: Die Hoffnung wart der rechten Zeit
Kategorie Geistliche Kantate
Kirchenjahr 7. Sonntag nach Trinitatis
Autor des Textes Unbekannt
Text
Chor:
Sopran, Alt, Tenor, Bass
Oboe I + II
Taille
Violine I + II
Viola
Fagott
Basso continuo


Rezitativ: Bass solo
Basso continuo













Arie: Bass solo
Basso continuo







Rezitativ: Tenor solo
Basso continuo















Arie: Tenor solo
Oboe da caccia
Basso continuo




Choral: Sopran, Alt, Tenor, Bass
Oboe I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo

(Cantus firmus in Soprano)




Rezitativ: Bass solo
Violine I + II
Viola
Basso continuo












Arie: Sopran solo
Violine I + II
Viola
Basso continuo


Rezitativ: Alt solo
Basso continuo












Arie (Duett):
Sopran solo, Alt solo
Oboe I + II
Taille
Violine I + II
Viola

Basso continuo

Choral: Sopran, Alt, Tenor, Bass
Oboe I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo

(Cantus firmus in Soprano)

1. Teil
Ärgre dich, o Seele, nicht,
Dass das allerhöchste Licht,
Gottes Glanz und Ebenbild,
Sich in Knechtsgestalt verhüllt,
Ärgre dich, o Seele, nicht! (1.)



Die Knechtsgestalt, die Not, der Mangel
Trifft Christi Glieder nicht allein,
Es will ihr Haupt selbst arm und elend sein.
Und ist nicht Reichtum, ist nicht Überfluss
Des Satans Angel, (2.)
So man mit Sorgfalt meiden muss?
Wird dir im Gegenteil
Die Last zu viel zu tragen,
Wenn Armut dich beschwert,
Wenn Hunger dich verzehrt,
Und willst sogleich verzagen,
So denkst du nicht an Jesum, an dein Heil.
Hast du wie jenes Volk nicht bald zu essen,
So seufzest du: Ach Herr, wie lange willst du mein vergessen?

Bist du, der mir helfen soll,
Eilst du nicht, mir beizustehen?
Mein Gemüt ist zweifelsvoll,
Du verwirfst vielleicht mein Flehen;
Doch, o Seele, zweifle nicht,
Lass Vernunft dich nicht bestricken.
Deinen Helfer, Jakobs Licht,
Kannst du in der Schrift erblicken.

Ach, dass ein Christ so sehr
Vor seinen Körper sorgt!
Was ist er mehr?
Ein Bau von Erden,
Der wieder muss zur Erde werden,
Ein Kleid, so nur geborgt.
Er könnte ja das beste Teil erwählen,
So seine Hoffnung nie betrügt:
Das Heil der Seelen,
So in Jesu liegt.
O selig! wer ihn in der Schrift erblickt,
Wie er durch seine Lehren
Auf alle, die ihn hören,
Ein geistlich Manna schickt!
Drum, wenn der Kummer gleich das Herze nagt und frisst,
So schmeckt und sehet doch, wie freundlich Jesus ist.

Mein Heiland lässt sich merken
In seinen Gnadenwerken.
Da er sich kräftig weist,
Den schwachen Geist zu lehren,
Den matten Leib zu nähren,
Dies sättigt Leib und Geist.

Ob sichs anliess, als wollt er nicht,
Lass dich es nicht erschrecken;
Denn wo er ist am besten mit,
Da will ers nicht entdecken.
Sein Wort lass dir gewisser sein,
Und ob dein Herz spräch lauter Nein,
So lass dir doch nicht grauen.

2. Teil

Es ist die Welt die grosse Wüstenei;
Der Himmel wird zu Erz, die Erde wird zu Eisen,
Wenn Christen durch den Glauben weisen,
Dass Christi Wort ihr grösster Reichtum sei;
Der Nahrungssegen scheint
Von ihnen fast zu fliehen,
Ein steter Mangel wird beweint,
Damit sie nur der Welt sich desto mehr entziehen;
Da findet erst des Heilands Wort,
Der höchste Schatz,
In ihren Herzen Platz:
Ja, jammert ihn des Volkes dort,
So muss auch hier sein Herze brechen
Und über sie den Segen sprechen.

Die Armen will der Herr umarmen
Mit Gnaden hier und dort;
Er schenket ihnen aus Erbarmen
Den höchsten Schatz, das Lebenswort.

Nun mag die Welt mit ihrer Lust vergehen;
Bricht gleich der Mangel ein,
Doch kann die Seele freudig sein.
Wird durch dies Jammertal der Gang
Zu schwer, zu lang,
In Jesu Wort liegt Heil und Segen.
Es ist ihres Fusses Leuchte und ein Licht auf ihren Wegen. (3.)
Wer gläubig durch die Wüste reist,
Wird durch dies Wort getränkt, gespeist;
Der Heiland öffnet selbst, nach diesem Worte,
Ihm einst des Paradieses Pforte,
Und nach vollbrachtem Lauf
Setzt er den Gläubigen die Krone auf.

Lass, Seele, kein Leiden
Von Jesu dich scheiden,
Sei, Seele, getreu!
Dir bleibet die Krone
Aus Gnaden zu Lohne,
Wenn du von Banden des Leibes nun frei.

Die Hoffnung wart' der rechten Zeit,
Was Gottes Wort zusaget.
Wenn das geschehen soll zur Freud,
Setzt Gott kein g'wisse Tage.
Er weiss wohl, wenn's am besten ist,
Und braucht an uns kein arge List,
Des solln wir ihm vertrauen.

Epistel

Römer 6: 19-23

Evangelium

Markus 8: 1-9

Bibeltext 1. Matthäus11:5; 2. Markus 8:1-9; 3. Psalmen 119:105
Handschriften Singakademie, Berlin; Nachlass C.Ph.E. Bach; Bach Archiv Leipzig; Universitätsbibilothek, Warschau

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