Johann Sebastian Bach

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BWV 198
Titel Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl
Komponiert 17. Oktober 1727; Leipzig
Besetzung

Vierstimmiger gemischter Chor
Sopran solo
Alt solo
Tenor solo
Bass solo
Traversflöte I + II
Oboe d`amore I + II
Violine I + II
Viola
Viola da gamba I + II
Laute I + II
Basso continuo

Sätze Chor: Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl
Rezitativ (Sopran): Dein Sachsen, dein bestürztes Meissen
Arie (Sopran): Verstummt, ihr holden Saiten
Rezitativ (Alt): Der Glocken bebendes Getön
Arie (Alt): Wie starb die Heldin so vergnügt
Rezitativ (Tenor): Ihr Leben liess die Kunst zu Sterben
Chor: An dir, du Vorbild grosser Frauen
Arie (Tenor): Der Ewigkeit saphirnes Haus
Rezitativ (Bass): Das Wunder ist`s?
Chor: Du Königin! du stirbest nicht
Kategorie Trauerode
Kirchenjahr Trauerode für Christiane Eberhardine, Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen
Autor des Textes Johann Christoph Gottsched 1727
Text
Chor:
Sopran, Alt, Tenor, Bass
Traversflöte I + II
Oboe d`amore I + II
Violine I + II
Viola
Viola da gamba I + II
Laute I + II
Basso continuo

Rezitativ: Sopran solo
Violine I + II
Viola
Basso continuo





Arie: Sopran solo
Violine I + II
Viola
Basso continuo

Rezitativ: Alt solo
Traversflöte I + II
Oboe d`amore I + II
Violine I + II
Viola
Viola da gamba I + II
Laute I + II
Basso continuo

Arie: Alt solo
Viola da gamba I + II
Laute I + II
Basso continuo

Rezitativ: Tenor solo
Oboe d`amore
Basso continuo






Chor:
Sopran, Alt, Tenor, Bass
Traversflöte I + II
Oboe d`amore I + II
Violine I + II
Viola
Viola da gamba I + II
Laute I + II
Basso continuo


Arie: Tenor solo
Traversflöte I + II
Oboe d`amore I + II
Violine I + II
Viola
Viola da gamba I + II
Laute I + II
Basso continuo

Rezitativ: Bass solo
Basso continuo
















Chor: Sopran, Alt, Tenor, Bass
Traversflöte I + II
Oboe d`amore I + II
Violine I + II
Viola
Viola da gamba I + II
Laute I + II
Basso continuo


Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl
Aus Salems Sterngewölben schiessen.
Und sich, mit wieviel Tränengüssen
Umringen wir dein Ehrenmal.





Dein Sachsen, dein bestürztes Meissen
Erstarrt bei deiner Königsgruft;
Das Auge tränt, die Zunge ruft:
Mein Schmerz kann unbeschreiblich heissen!
Hier klagt August und Prinz und Land,
Der Adel ächzt, der Bürger trauert,
Wie hat dich nicht das Volk bedauert,
Sobald es deinen Fall empfand!

Verstummt, verstummt, ihr holden Saiten!
Kein Ton vermag der Länder Not
Bei ihrer teuren Mutter Tod,
O Schmerzenswort! recht anzudeuten.

Der Glocken bebendes Getön
Soll unsrer trüben Seelen Schrecken
Durch ihr geschwungnes Erze wecken
Und uns durch Mark und Adern gehn.
O, könnte nur dies bange Klingen,
Davon das Ohr uns täglich gellt,
Der ganzen Europäerwelt
Ein Zeugnis unsres Jammers bringen!

Wie starb die Heldin so vergnügt!
Wie mutig hat ihr Geist gerungen,
Da sie des Todes Arm bezwungen,
Noch eh er ihre Brust besiegt.

Ihr Leben liess die Kunst zu sterben
In unverrückter Übung sehn;
Unmöglich konnt es denn geschehn,
Sich vor dem Tode zu entfärben.
Ach selig! wessen grosser Geist
Sich über die Natur erhebet,
Vor Gruft und Särgen nicht erbebet,
Wenn ihn sein Schöpfer scheiden heisst.

An dir, du Fürbild grosser Frauen,
An dir, erhabne Königin,
An dir, du Glaubenspflegerin,
War dieser Grossmut Bild zu schauen.




2. Teil


Der Ewigkeit saphirnes Haus
Zieht, Fürstin, deine heitern Blicke
Von unsrer Niedrigkeit zurücke
Und tilgt der Erden Dreckbild aus.
Ein starker Glanz von hundert Sonnen,
Der unsern Tag zur Mitternacht
Und unsre Sonne finster macht,
Hat dein verklärtes Haupt umsponnen.


Was Wunder ists? Du bist es wert,
Du Fürbild aller Königinnen!
Du musstest allen Schmuck gewinnen,
Der deine Scheitel itzt verklärt.
Nun trägst du vor des Lammes Throne
Anstatt des Purpurs Eitelkeit
Ein perlenreines Unschuldskleid
Und spottest der verlassnen Krone.
Soweit der volle Weichselstrand,
Der Niester und die Warthe fliesset,
Soweit sich Elb' und Muld' ergiesset,
Erhebt dich Stadt und Land.
Dein Torgau geht im Trauerkleide,
Dein Pretzsch wird kraftlos, starr und matt;
Denn da es dich verloren hat,
Verliert es seiner Augen Weide.

Doch, Königin! du stirbest nicht,
Man weiss, was man an dir besessen;
Die Nachwelt wird dich nicht vergessen,
Bis dieser Weltbau einst zerbricht.
Ihr Dichter, schreibt! wir wollens lesen:
Sie ist der Tugend Eigentum,
Der Untertanen Lust und Ruhm,
Der Königinnen Preis gewesen.

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