Text 
        Aria  
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          1. Nicht so traurig, nicht so sehr, 
          meine Seele, sei betrübt, 
          dass dir Gott Glück, Gut und Ehr 
          nicht so viel wie andern gibt, 
          nimm fürlieb mit deinem Gott, 
          hast du Gott, so hats nicht Not.  
           
          2. Du, noch einzig Menschenkind, 
          habt ein Recht in dieser Welt, 
          alle, die geschaffen sind, 
          sind nur G äst im fremden Zelt; 
          Gott ist Herr in seinem Haus, 
          wie er will, so teilt er aus.  
           
          3. Bist du doch darum nicht 
          dass du Erden haben sollt, 
          schau den Himmel über dir, 
          da, da ist dein edles Gold, 
          da ist Ehre, da ist Freud, 
          Freud ohn End, Ehr ohne Neid.  
           
          4. Der ist alber, der sich kränkt 
          um ein Hand voll Eitelkeit, 
          wann ihm Gott dagegen schenkt 
          Schätze der Gerechtigkeit, 
          bleibt der Zentner dein Gewinn, 
          fahr der Heller immer hin.  
           
          5. Schaue alle Güter an, 
          die dein Herz für Güter hält, 
          keines mit dir gehen kann, 
          wenn du gehest aus der Welt; 
          alles bleibet hinter dir, 
          wenn du trittst ins Grabes Tür 
           
          6. Aber was die Seele nährt, 
          Gottes Huld und Christi Blut, 
          wird von keiner Zeit verzehrt, 
          ist und bleibet allzeit gut; 
          Erdengut zerfällt und bricht, 
          Seelengut, das schwindet nicht.  
           
          7. Ach! wie bist du doch so blind 
          und im Denken unbedacht; 
          Augen hast du, Menschenkind, 
          und hast doch noch nie bedacht 
          deiner Augen helles Glas, 
          siehe, welch ein Schatz ist das!  
           
          8. Zähle deine Finger her. 
          und der andern Glieder Zahl, 
          keins ist, das dir unwert wär, 
          ehrst und liebst sie allzumal, 
          keines gäbst du weg um Gold, 
          wann man dirs abnehmen wollt.  
           
          9. Nun, so gehe in den Grund 
          deines Herzens, das dich lehrt, 
          wie viel Gutes alle Stund 
          dir von oben wird beschert, 
          du hast mehr als Sand am Meer 
          und willst doch noch immer mehr. 
           
          10. Wüsste, der im Himmel lebt 
          dass dirs wäre nütz und gut, 
          wornach so begierig strebt 
          dein verblendtes Fleisch und Blut 
          würde seine Frömmigkeit 
          dich nicht lassen unerfreut.  
           
          11. Gott ist deiner Liebe voll 
          und von ganzem Herzen treu, 
          wann du wünschest, prüft er wohl, 
          wie dein Wunsch beschaffen sei 
          ist dirs gut, so geht ers ein, 
          ists dein Schade, spricht er nein. 
           
          12. Unterdessen trägt sein Geist 
          dir in deines Herzens Haus 
          Manna, das die Engel speist, 
          ziert und schmückt es herrlich aus 
          ja, er wählet dir zum Heil 
          dich zu seinem Gut und Teil.  
           
          13. Ei, so richte dich empor, 
          du betrübtes Angesicht, 
          lass das Seufzen, nimm hervor 
          deines Glaubens Freudenlicht, 
          das behalt, wann dich die Nacht, 
          deines Kummers traurig macht 
           
          14. Setze als ein Himmelssohn 
          deinem Willen Mass und Ziel, 
          rühre stets für Gottes Thron 
          deines Dankens Saitenspiel, 
          weil dir schon gegeben ist 
          mehrers, als du würdig bist.  
           
          15. Führe deines Lebens Lauf 
          allzeit Gottes eingedenk; 
          wie es kömmt, nimm alles auf 
          als ein wohlbedacht Geschenk; 
          geht dirs widrig, lass es gehen, 
          Gott im Himmel bleibt dir stehn. 
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