Text 
        Aria  
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          1. So wünsch ich mir zu guter Letzt 
          ein selig's Stündlein, wohl zu sterben, 
          das mich für alles Kreuz ergötzt 
          und krönet mich zum Himmelserben 
          Komm, süsser Tod, und zeige mir, 
          wo doch mein Freund in Ruhe weidet, 
          bis meine Seel auch mit Begier 
          zu ihm aus dieser Welt abscheidet 
           
          2. Steh auf, mein Gott, reich mir dein Hand, 
          und ziehe mich aus lauter Gnaden 
          zu dir ins rechte Vaterland, 
          sie seufzet nach dem Freudensaal 
          da mir kein Unfall mehr kann schaden. 
          Steh auf, es ist schon hohe Zeit, 
          erlöse mich aus allem Jammer; 
          komm, komm, mein Gott, ich bin bereit, 
          zu gehen nach der Ruhekammer. 
           
          3. O lieblich, süsses Stündelein, 
          wie trag ich doch so gross Verlangen 
          nach dir allein, bei Gott zu sein, 
          denn meine Tage sind vergangen; 
          drum, liebster Vater, gib mir doch 
          ein selig und vernünftig Ende 
          damit, indem ich lebe noch, 
          ein Freudenblick sich zu mir wende. 
           
          4. Errette bald aus aller Qual 
          und aus dem Kerker meine Seele, 
          sie seufzet nach dem Freudensaal 
          aus dieser dunklen Sündenhöhle. 
          Ach! hat sie doch so manchen Tag 
          das bittre Elend müssen bauen. 
          Nun gib sie endlich, dass sie mag 
          das Paradies mit Freuden schauen. 
           
          5. Ist doch mein Leben wie das Heu 
          verdorret und wie Rauch verschwunden, 
          was sollt ich denn mit Furcht und Scheu 
          erwarten erst die Todesstunden. 
          Ach nein! ich will mit grossem Dank 
          aus dieser Welt zum Himmel eilen. 
          Mein Herz ist ganz vor Liebe krank, 
          es will durchaus sich nicht verweilen. 
           
          6. O angenehmer lieber Tod, 
          du bist zwar greulich anzusehen, 
          mir aber nicht, weil du in Not 
          mich länger nicht willst lassen stehen. 
          Ich weiss, die Reichen fürchten dich, 
          die Grossen dieser Welt erschrecken, 
          ich aber nicht, du tröstest mich, 
          dass mich mein Heiland wieder wird aufwecken. 
           
          7. So lass mich, o Herr, mein sterblichs Kleid, 
          damit ich Armer bin umgeben, 
          verwechseln mit der Ewigkeit 
          und dieses mit dem andern Leben 
          Mach auf die Tür, ich eil herzu, 
          Verzug, den kann ich gar nicht leiden 
          Ach hilf! dass ich in stolzer Ruh 
          jetzt fröhlich mög in Zion weiden. 
           
          8. O liebster Jesu, Bräutigam! 
          dass meine Seele so verlanget, 
          das machet der Schoss Abraham, 
          da Lazarus mit Freuden pranget. 
          Mein Geist, der hat in dieser Welt 
          dich oft gesucht, doch nicht gefunden 
          bringst du ihn nun ins Freudenzelt, 
          so hat er alles überwunden. 
           
          9. Es funden mich zu dieser Zeit 
          sogar von meiner ersten Jugend, 
          des Teufels Volk, gottlose Leut 
          und Spötter aller Zucht und Tugend, 
          die schlugen mich bis auf den Tod 
          und haben mir mein Kleid genommen. 
          Mein Gott, sieh an die grosse Not, 
          und lass mich aus dem Jammer kommen. 
           
          10. Mein Herz erzittert wie ein Laub, 
          von wegen so viel schwerer Plagen. 
          Bald werd ich meiner Feinde Raub, 
          bald ist mein Geist in mir zerschlagen. 
          Herr, sende mir dein tröstlich Wort, 
          dass ich in Sünde nicht verderbe, 
          erquicke mich, wenn ich muss fort, 
          und hilf mir, dass ich selig sterbe. 
           
          11. Gott, meiner Seelen Durst bist du, 
          wenn werd ich einmal zu dir treten, 
          wenn schau ich dich in ewger Ruh 
          , wo dich die Cherubin anbeten 
          Hier lebe ich in grosser Not, 
          und meines Herzens Tränenquellen, 
          die müssen sein mein täglich Brot, 
          ach, lass mich bald mein Haus bestellen. 
           
          12. Gefangen lieg ich gar zu hart, 
          erlöse mich von diesen Banden, 
          dass ich bei meiner Widerpart 
          nicht werde ganz und gar zuschanden. 
          Nimm mich doch auf, dein liebes Kind, 
          das täglich wünschet dich zu sehen, 
          führ mich zur Himmelsfreud geschwind, 
          das Himmelsfest mit zu begehen. 
           
          13. Hier sitz ich in der Finsternis, 
          und in dem dunkeln Todesschatten, 
          die Lebenszeit ist ungewiss, 
          doch weiss ich, dass Gott wird erstatten 
          mein Leid, das mich so sehr geplagt, 
          zeither ich auf die Welt geboren. 
          Doch tröst ich mich, was Jesus sagt: 
          Wer gläubig bleibt, ist nicht verloren. 
           
          14. Sei gnädig mir, mein treuer Gott, 
          in meiner letzten Todesstunden, 
          versüsse mir die Todesnot, 
          erbarme dich um Christi Wunden. 
          Mein letzter Wunsch soll dieser sein: 
          Herr Jesu! nimm in deine Hände 
          mein' Leib und Seel, so schlaf ich ein 
          recht selig an dem Lebensende.
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