Johann Sebastian Bach

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BWV 206
Titel Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde!
Komponiert Unbekannt
Besetzung

Vierstimmiger gemischter Chor
Sopran solo
Alt solo
Tenor solo
Bass solo
Trompete I + II + III
Pauke
Traversflöte I + II + III
Oboe I + II
Oboe d`amore I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo

Sätze Chor: Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde!
Rezitativ (Bass): O glückliche Veränderung
Arie (Bass): Schleuss des Januastempels Türen
Rezitativ (Tenor): So recht! beglückter Weichselstrom
Arie (Tenor): Jede Woge meiner Wellen ruft
Rezitativ (Alt): Ich nehm zugleich an deiner Freude teil
Arie (Alt): Reis, von Habsburgs hohem Stamme
Rezitativ (Sopran): Verzeiht, bemooster Häupter starker Ströme
Arie (Sopran): Hört doch, der sanften Flöten Chor
Rezitativ (Sopran, Alt, Tenor, Bass): Ich muss, ich will gehorsam sein
Chor: Die himmlische Vorsicht der ewigen Güte
Kategorie Weltliche Kantate
Kirchenjahr Geburtsfest von König August III.
Autor des Textes Unbekannt
Text
Chor:
Sopran, Alt, Tenor, Bass
Trompete I + II + III
Pauke
Traversflöte I + II + III
Oboe I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo

Rezitativ:
Bass solo (Weichsel)
Basso continuo
















Arie:
Bass solo (Weichsel)
Violine I + II
Viola
Basso continuo




Rezitativ:
Tenor solo (Elbe)
Basso continuo



















Arie: Tenor solo (Elbe)
Violine solo
Basso continuo






Rezitativ:
Alt solo (Donau)
Basso continuo














Arie: Alt solo (Donau)
Oboe d`amore I + II
Basso continuo




Rezitativ: Sopran solo (Pleisse)
Basso continuo






















Arie: Sopran solo (Pleisse)
Traversflöte I + II + III





Rezitativ: Sopran solo, Alt solo, Tenor solo; Bass solo
Violine I + II
Viola
Basso continuo















Chor:
Sopran, Alt, Tenor, Bass (Die vier Flüsse)
Trompete I + II + III
Pauke
Traversflöte I + II + III
Oboe I + II
Violine I + II
Viola
Basso continuo


Schleicht, spielende Wellen, und murmelt gelinde!
Nein, rauschet geschwinde,
Dass Ufer und Klippe zum öftern erklingt!
Die Freude, die unsere Fluten erreget,
Die jegliche Welle zum Rauschen beweget,
Durchreisset die Dämme,
Worein sie Verwundrung und Schüchternheit zwingt.


O glückliche Veränderung!
Mein Fluss, der neulich dem Cocytus gliche,
Weil er von toten Leichen
Und ganz zerstückten Körpern langsam schliche,
Wird nun nicht dem Alpheus weichen,
Der das gesegnete Arkadien benetzte.
Des Rostes mürber Zahn
Frisst die verworfnen Waffen an,
Die jüngst des Himmels harter Schluss
Auf meiner Völker Nacken wetzte.
Wer bringt mir aber dieses Glücke?
August,
Der Untertanen Lust,
Der Schutzgott seiner Lande,
Vor dessen Szepter ich mich bücke,
Und dessen Huld für mich alleine wacht,
Bringt dieses Werk zustande.
Drum singt ein jeder, der mein Wasser trinkt:

Schleuss des Janustempels Türen,
Unsre Herzen öffnen wir.
Nächst den dir getanen Schwüren
Treibt allein, Herr, deine Güte
Unser reuiges Gemüte
Zum Gehorsam gegen dir.

So recht! beglückter Weichselstrom!
Dein Schluss ist lobenswert,
Wenn deine Treue nur mit meinen Wünschen stimmt,
Und nicht etwann mir gar den König nimmt.
Geborgt ist nicht geschenkt:
Du hast den gütigsten August von mir begehrt,
Des holde Mienen
Das Bild des grossen Vaters weisen,
Den hab ich dir geliehn,
Verehren und bewundern sollst du ihn,
Nicht gar aus meinem Schoss und Armen reissen.
Dies schwör ich,
O Herr! bei deines Vaters Asche,
Bei deinen Siegs- und Ehrenbühnen.
Eh sollen meine Wasser sich
Noch mit dem reichen Ganges mischen
Und ihren Ursprung nicht mehr wissen.
Eh soll der Malabar
An meinen Ufern fischen,
Eh ich will ganz und gar
Dich, teuerster Augustus, missen.

Jede Woge meiner Wellen
Ruft das goldne Wort August!
Seht, Tritonen, muntre Söhne,
Wie von nie gespürter Lust
Meines Reiches Fluten schwellen,
Wenn in dem Zurückeprallen
Dieses Namens süsse Töne
Hundertfältig widerschallen.

Ich nehm zugleich an deiner Freude teil,
Betagter Vater vieler Flüsse!
Denn wisse,
Dass ich ein grosses Recht auch mit an deinem Helden habe.
Zwar blick ich nicht dein Heil,
So dir dein Salomo gebiert,
Mit scheelen Augen an,
Weil Karlens Hand,
Des Himmels seltne Gabe,
Bei uns den Reichsstab führt.
Wem aber ist wohl unbekannt,
Wie noch die Wurzel jener Lust,
Die deinem gütigsten Trajan
Von dem Genuss der holden Josephine
Allein bewusst,
An meinen Ufern grüne?

Reis von Habsburgs hohem Stamme,
Deiner Tugend helle Flamme
Kennt, bewundert, rühmt mein Strand.
Du stammst von den Lorbeerzweigen,
Drum muss deiner Ehe Band
Auch den fruchtbarn Lorbeern gleichen.

Verzeiht,
Bemooste Häupter starker Ströme,
Wenn eine Nymphe euren Streit
Und euer Reden störet.
Der Streit ist ganz gerecht,
Die Sache gross und kostbar, die ihn nähret.
Mir ist ja wohl Lust
Annoch bewusst,
Und meiner Nymphen frohes Scherzen,
So wir bei unsers Siegeshelden Ankunft spürten,
Der da verdient,
Dass alle Untertanen ihre Herzen,
Denn Hekatomben sind zu schlecht,
Ihm her zu einem Opfer führten.
Doch hört, was sich mein Mund erkühnt,
Euch vorzusagen:
Du, dessen Flut der Inn und Lech vermehren,
Du sollt mit uns dies Königspaar verehren,
Doch uns dasselbe gänzlich überlassen.
Ihr beiden andern sollt euch brüderlich vertragen
Und, müsst ihr diese doppelte Regierungssonne
Auf eine Zeit, doch wechselsweis, entbehren,
Euch in Geduld und Hoffnung fassen.

Hört doch! der sanften Flöten Chor
Erfreut die Brust, ergötzt das Ohr.
Der unzertrennten Eintracht Stärke
Macht diese nette Harmonie
Und tut noch grössre Wunderwerke,
Dies merkt und stimmt doch auch wie sie!

Bass (Weichsel): Ich muss, ich will gehorsam sein.
Tenor (Elbe): Mir geht die Trennung bitter ein,
Doch meines Königs Wink gebietet meinen Willen.
Alt (Donau): Und ich bin fertig, euren Wunsch,
So viel mir möglich, zu erfüllen.
Sopran (Pleisse): So krönt die Eintracht euren Schluss. Doch schaut,
Wie kommt's, dass man an eueren Gestaden
So viel Altäre heute baut?
Was soll das Tanzen der Najaden?
Ach! irr ich nicht,
So sieht man heut das längst gewünschte Licht
In frohem Glanze glühen,
Das unsre Lust,
Den gütigsten August,
Der Welt und uns geliehen.
Ei! nun wohlan!
Da uns Gelegenheit und Zeit
Die Hände beut,
So stimmt mit mir noch einmal an:

Die himmlische Vorsicht der ewigen Güte
Beschirme dein Leben, durchlauchter August!
So viel sich nur Tropfen in heutigen Stunden
In unsern bemoosten Kanälen befunden,
Umfange beständig dein hohes Gemüte
Vergnügen und Lust!

Handschriften Nachlass C.Ph. E. Bach; Singakademie, Berlin; Bachhaus, Eisenach; Hochschule für Musik, Berlin

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